Gedanken zur Heiligsprechung


Heiligsprechung
Ist es nicht eine Versuchung, ja, Vermessenheit, dass mir zuweilen Einfälle kommen, ich muss eine Heilige werden? (Maria Bernarda Bütler).

Der Sonntag, der 12. Oktober 2008 wird für die ganze Kirche, vor allem für die Menschen die Gott lieben, zu einem Tag des "Dankes und des Jubels" werden (Ps. 107)

Heiliggesprochen, das heißt:
Hier wird nach langer, oft jahrzehntelanger gründlicher, aufwändiger, ja akribischer Prüfung eines Christen, seines Glaubens, seiner Hoffnung, seiner Liebe zu Gott und den Menschen, seines äußeren und inneren Weges und Wirkens, gründlicher Prüfung all seiner Schriften und nach der Befragung von vielen Augenzeugen schließlich von der Kirche feierlich verkünden: Dieser Mensch hat in seinem Leben die Christusnachfolge in heroischer, ja, einzigartiger Weise gelebt.

Entweder Mystik oder...
Von Karl Rahner stammt der Ausspruch: " Der Christ der Zukunft wird entweder ein Mystiker sein er wird überhaupt nichts mehr sein". Was meint er damit?  Entweder wird der Christ der Zukunft ein von Gottes Nähe und Lebendigkeit ergriffener Mensch sein, oder es wird ihn als Christ überhaupt nicht mehr geben. Also keine bloßen Taufscheinchristentum mehr, sondern lebendiger Glaube, Erfahrung der Wirklichkeit der Liebe Gottes. Die Heiligen sind Mystiker, alle Heiligen. Auf Maria Bernarda trifft das in ganz besonderer Weise zu, wie wir noch sehen werden. Sie ist ein Mensch bei dem wir Gott antreffen können, Sie ist ein Mensch der uns Mut macht. Ihr äußerer Weg als Missionarin ist beeindruckend, ihr ganzes Leben und Werk ist bewundernswert. Von ihr heißt es, sie wuchs empor bis zu den "Höchsten Gipfeln der Mystik". Sie versuchte ihrem Geliebten immer ähnlicher zu werden. Sie sprach von Gott wie von einem gütigen Vater, sie spürte diese einzigartige Beziehung.

Ist das nicht etwas abgehoben?
Nein, wer heute die esoterische Literatur einwenig überschaut, die reiche Literatur zum Thema "Jenseits, Engel" der weis dass die Frage: Was geschieht mit dem Menschen nach dem Tod? Wo sind die Verstorbenen? Wie geht es ihnen? auch heute noch die Menschen so beschäftigt, ja immer mehr.Viele Menschen haben den Zugang zur Welt des Glauben nicht mehr, genau das ist der Punkt wo die Heiligen uns einen Türspalt zu diesem Geheimnis offnen. Es ist Gnade, es ist alles Geschenk. Sr. Maria Bernarda Bütler hat uns eine konkrete Botschaft. Es ist die Botschaft der Liebe, die etwa so lautet: Im Menschen neben dir, im Nachbarn, der arbeitslos ist, im Betagten, im kranken Menschen, im Einsamen, im Ausländer, im Jugendlichen, der ohne Sinn dahinlebt usw. – in ihnen allen ist Christus, ja sie sind Christus, der arme Christus, auch der Christus am Kreuz. Immer wieder sagte Schwester Maria Bernarda zu ihren Schwestern: "Die Kranken, die armen Kinder müssen allezeit den Vorrang haben.Lernt diese hohe, heilige Aufgabe gut, in den kranken Gliedern Jesus immer den Heiland selbst zu pflegen"

Hat heute ein Orden überhaupt noch eine Zukunft?
Die Orden haben immer Zukunft, weil sie das Höchste in dieser Welt anstreben: die radikale Liebe zu Gott und den Menschen. Ob der Orden in den westlichen Ländern, in Zukunft Nachwuchs haben wird, das kann niemand abschätzen. Sr. Maria Bernarda hat immer wieder betont: "Nicht auf die Quantität kommt es an, sondern auf die Qualität".

Wird sich durch die Heiligsprechung etwas verändern?
Maria Bernarda ist ein Geschenk der Liebe Gottes, nicht nur für die Kongregation, sondern für alle Menschen auf der weiten Welt. Wer ihre Nähe sucht, sei es im Gebet, in der Betrachtung ihres heroischen, christlichen Lebens, der wird etwas von ihrem Geheimnis erfahren. Er wird sie lieben lernen und sich von ihr geliebt wissen. Sie schreibt im Tagebuch " dass sie Gott, wenn sie einmal im Himmel sei, bitten werde, bis zum Ende der Welt für alle Menschen fürsprechend beten zu dürfen".

Es liegt jetzt an uns: Menschen der konkreten Ausdauer, der Taten, Zeugen der Hoffnung und des Lebens zu sein . . .
Daher sind wir verantwortlich, aus dem Geschenk, das Gott mit Maria Bernarda unseren Händen anvertraut, etwas Schönes zu machen.

                                                                                                       Sr. Consilia Hofer